Kiefergelenktherapie
Kiefergelenkprobleme können unterschiedlichste Ursachen haben. Die Auswirkungen können sich in Form von Kopfschmerzen, Kiefergelenkknacken, Herausluxieren des Kiefers, Mundöffnungseinschränkungen oder massiven Schmerzen äußern. Nur selten stellt allerdings die Chirurgie die Therapie der ersten Wahl dar.
Eine ausführliche Anamnese, sorgfältige klinische intraorale und extraorale Untersuchungen sowie eine geeignete Röntgendiagnostik sind notwendige Voraussetzungen, um die richtige Diagnose zu stellen. Abhängig von den Befunden können weitere diagnostische Untersuchungen wie Schichtbildgebungen mittels CT oder MRT eine weitere sinnvolle Ergänzung der Diagnostik sein.
Ähnlich wie das Kniegelenk besitzt das Kiefergelenk eine Gelenkzwischenscheibe (Diskus articularis). Diese ist die häufigste Ursache eines Kiefergelenkknackens (bei ca. 40 % der Bevölkerung). Das Knacken kann während des Mundöffnens und oder des Schließens hör- und tastbar sein. Sofern keine weiteren Symptome bestehen, ist in den meisten Fällen keine Therapie notwendig.
Eine stark eingeschränkte Mundöffnung (Kieferklemme) kann durch ein Trauma oder häufig auch reflektorisch bedingt sein. Bei einer reflektorischen Kieferklemme kommt es unter muskelentspannenden Medikamenten in Kombination mit Schmerzmitteln häufig zu einer Befundbesserung. Ist der Mundschluss eingeschränkt (Kiefersperre) muss eine Kiefergelenkluxation ausgeschlossen werden. Liegt diese vor, sollte ohne größere Verzögerungen eine Einrenkung des Kiefers erfolgen.
Durch starke und häufige Belastung wie z.B. Kauen harter Nahrung, Stress („sich durchbeißen“) oder Knirschen kann es zu Verschleißerscheinungen im und am Kiefergelenk kommen. Durch den Verlust von Zähnen wird die Kaukraft im Verhältnis mehr auf das Kiefergelenk übertragen. Die richtige Form des Zahnersatzes, z.B. mit Implantaten kann zu einer Besserung der Symptomatik führen. Degenerative Gelenkbeschwerden (Arthropathie) sind häufig. Eine detaillierte Diagnostik ist notwendig, um die richtige Therapie auszuwählen.
Bei Knochenbrüchen im Kiefergelenkbereich muss sorgfältig zwischen konservativer (nicht-operativer) und chirurgischer Therapie abgewogen werden. Insbesondere die klinische Symptomatik (Mundöffnungseinschränkung, Bisslage), der Dislokationsgrad sowie der Verlust der vertikalen Unterkieferhöhe sind entscheidende Parameter bei der Entscheidungsfindung der richtigen Therapieform.
In der überwiegenden Anzahl der Fälle von Kiefergelenkbeschwerden kommen jedoch zunächst konservative Maßnahmen zur Anwendung wie z.B. Schmerztherapie, medikamentöse Muskelentspannung, Physiotherapie, Ruhigstellung oder Schienentherapie. Teilweise ist es sinnvoll andere medizinische Fachdisziplinen wie z.B. die Psychosomatik in die Behandlung einzubeziehen, um die Schmerzverarbeitung und Stresssituationen besser bewältigen zu können. Sollten diese Maßnahmen nicht zu einer Besserung führen, können im nächsten Schritt kleine invasive Eingriffe wie die Kiefergelenkspülung oder die Mobilisation des Kiefergelenks in Narkose eine Besserung der Symptome bewirken.
Chirurgische Eingriffe am Kiefergelenk stellen die letzte Stufe der Kiefergelenktherapie dar. Sie sollten nur bei einer eindeutigen Diagnose und deutlicher Aussicht auf Symptombesserung durchgeführt werden.
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